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Stimmt die Chemie?

Ein noch sehr junges Forschungsgebiet in der Meteorologie ist die Atmosphärenchemie. In der Atmosphäre gibt es eine gewaltige Anzahl von chemischen Stoffen, Verbindungen und auch Reaktionen, von denen der Mensch noch so gut wie nichts weiß.

Der Moment des Aufwachens war wohl die Entdeckung des Ozonlochs in den 80er Jahren. Damals wurde entdeckt, dass die FCKWs (Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe), welche bis dahin in Kälteanlagen von Kühlschränken aber auch als Lösemittel oder als Treibmittel in Sprühdosen verwendet wurde, mit dem Ozon in den oberen Atmosphärenschichten reagiert und dieses zersetzt. Vor allem in den höheren Schichten wie der Stratosphäre haben diese Chemikalien zudem eine sehr lange Aufenthaltsdauer, da es in diesen Höhen keine Effekte wie Regen gibt, welche die Luft reinigen. FCKWs beispielsweise haben eine mittlere Aufenthaltsdauer von 44 bis 180 Jahren. Heute sind die FCKWs verboten und werden nur noch in Asien in größeren Mengen emitiert, auch dort geht der Ausstoß jedoch zurück.

Die FCKWs sind nur ein kleiner Teil der vom Menschen in die Atmosphäre entlassenen Chemikalien. Hinzu kommen Chemikalien, welche von der Tier- und Pflanzenwelt in die Atmosphäre entweichen und Stoffe, welche von der Erde selbst stammen, wie beispielsweise bei Vulkanausbrüchen. All diese Stoffe befinden sich in der Luft und reagieren bei Sonneneinstrahlung miteinander, wobei wieder andere Stoffe entstehen. Das ganze System ist also noch sehr unübersichtlich. Ein Großteil der Chemikalien wird zwar innerhalb weniger Tage wieder aus der Atmosphäre ausgewaschen, doch ein Teil gelangt vor allem aus den Tropen in die Stratosphäre und bleibt dort für eine lange Zeit.

Vor allem die Effekte, die die Atmosphärenchemie auf den Klimawandel hat und umgekehrt werden momentan vermehrt erforscht. Denn der Transport von Stoffen in die höheren Atmosphärenschichten wird durch die erhöhten Temperaturen verstärkt. Mehr Chemikalien in der Atmosphäre begünstigen allerdings auch die Wolkenbildung und dies wiederum würde zu einer Abkühlung führen. Es könnte demnach sein, dass unsere Erde quasi über einen eingebauten Abkühleffekt verfügt, welcher den Klimawandel abbremsen würde, sodass sich die mittlere Temperatur schließlich bei einem höheren Wert einpendelt, dort jedoch stabil bleibt.

Dies ist jedoch nur eine Theorie und die chemischen Effekte müssen erst besser erforscht und dann in hochkomplexe Klimamodelle eingebunden werden, bevor man eine klare Aussage treffen kann.