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Windhose zieht über die Oberpfalz hinweg

Am Freitagnachmittag verursacht ein Wirbelwind in Ohausen bei Freystadt in der Oberpfalz größere Schäden, verletzt wurde zum Glück niemand.Am Freitagnachmittag bildeten sich über Süddeutschland einige Gewitterwolken. Die meisten Gewitter blieben harmlos, doch genau über einer kleinen Ortschaft führten die Naturgewalten zu massiven Zerstörungen. So gehen einige Quellen von Schäden in Millionenhöhe aus, andere schätzen die Sachschäden auf mehrere Hunderttausend Euro.
Ursache der Gewitter war etwas kühlere Luft, die im Laufe des Freitags von Nordwesten her einige Gebiete des Saarlandes, der Pfalz, Baden-Württembergs und Bayerns erreichte. Die Meeresluft traf auf feuchte und einigermaßen warme Luft in Alpennähe. Dabei gab es von der Saar bis zum Schwarzwald und der Alb eher leichte Gewitter. Weiter östlich entwickelten sich allerdings heftige Unwetter, die den so genannten Wolkenstraßen folgten. Eine Straße begann in der Hohenloher Ebene und zog zum Oberpfälzer Wald. Die nächste startete in Ulm und zog die Donau entlang nach Niederbayern. Weiter südlich gab es vom Allgäu über das südliche Oberbayern hinweg bis ins nördliche Chiemgau örtlich Gewitter. Die mittlere und nördliche der Straßen verursachten Unwetter mit schweren Sturmböen, die auch am Flugplatz Manching bei Ingolstadt beobachtet wurden.
In der nördlichen Straße bildete sich die Windhose. Dabei war die Luft mit 22 Grad nicht sonderlich warm, weder war es schwül. Doch zur Bildung von Großtromben oder Windhosen, wie sie volkstümlich heißen, benötigt man zum einen einen großen Temperaturunterschied mit der Höhe, zum anderen eine starke Windrichtungsänderung und ebenso starken Wind in den untersten Luftschichten. Durch diesen Impuls wird die Luftmasse zur Drehung veranlasst. Dabei muss es nicht immer den Rüssel der bekannten Tornadowolke geben. Aber häufig erkennt man derartige Systeme an einer kleinen Ausbuchtung unterhalb der Wolkenbasis, die sich zu drehen beginnt. Sollte genügend Feuchtigkeit vorhanden sein, wächst dieser Rüssel aufgrund des starken Druckabfalls an der Unterseite der Wolke nach unten und erreicht unter Umständen den Boden.
Physikalisch geht das wie folgt:
Durch die Kondensation von Wasserdampf an der Wolkenunterseite wird Wärme frei. Diese beschleunigt die Luftteilchen nach oben, wodurch in etwas tieferen Schichten ein Unterdruck entsteht. Dabei kühlt sich die Luft ab Wasserdampf kondensiert bis die Wolke den Erdboden erreicht. Kommt nun ein Drehimpuls hinzu, dreht sich das System umso schneller, je enger solch ein Rüssel wird. (Dabei denke man an den Eistänzer, der seine Drehgeschwindigkeit dadurch erhöht, indem er seine Arme eng an den Körper legt.)
In den nächsten Tagen stehen uns nur noch seltene Gewitter bevor. Später wird es sogar heiß, dann steigt die Gefahr von starken Gewittern. Aber aufgrund des fehlenden starken Windes in der Atmosphäre und einer fehlenden Windscherung dürfte es bei diesen Hitzegewittern in der zweiten Wochenhälfte keine Wirbelwinde mehr geben. Die dann registrierten Sturmböen haben eine andere physikalische Ursache.