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​Sommergäste mit schlechtem Ruf – Warum Wespen und Hornissen mehr Freunde als Feinde sind

​Der Duft von frischem Obstkuchen, gegrillten Steaks und süßen Limonaden liegt in der Luft – und schon summt es um die Tische: Wespen. Kaum eine andere Tiergruppe löst in der warmen Jahreszeit so schnell Unruhe aus. Doch während viele Menschen reflexartig mit hektischen Handbewegungen reagieren, lohnt sich ein zweiter Blick auf die ungeliebten Mitesser.

Zuckerkrise im Spätsommer

Denn Wespen sind keineswegs die aggressiven Angreifer, als die sie oft gelten. Sie handeln nicht aus Bosheit, sondern aus Notwendigkeit. Gerade im Spätsommer, wenn im Nest immer weniger Larven heranwachsen, versiegt auch ihre wichtigste Zuckerquelle. Normalerweise füttern die erwachsenen Wespen den Nachwuchs mit Insekten, und im Gegenzug scheiden die Larven süße Tropfen aus, von denen sich die Erwachsenen ernähren. Sobald dieser Nachwuchs fehlt, müssen die Wespen selbst auf Nahrungssuche gehen – und stoßen dabei zwangsläufig auf unsere Kuchen und Limonaden.


Missverstandene Helfer im Ökosystem

Noch interessanter: Nur zwei Arten in Mitteleuropa – die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe – haben überhaupt Appetit auf unsere Speisen. Alle anderen Vertreter bleiben lieber bei Raupen, Mücken oder Spinnen. Genau hier zeigt sich ihre ökologische Bedeutung: Wespen sind hocheffiziente Jäger und helfen, Schädlinge in Schach zu halten, die sonst Obstbäume, Gemüsebeete oder Felder bedrohen würden.

Hornissen, die großen Verwandten der Wespen, haben einen noch schlechteren Ruf – völlig zu Unrecht. Sie sind deutlich friedlicher und meiden den Menschen, solange ihr Nest nicht gestört wird. Zudem sind sie wahre Schädlingspolizisten: Ein Hornissenvolk kann täglich mehrere hundert Insekten erbeuten, darunter auch Wespen. Ihr Schutzstatus ist daher mehr als verdient.


Gelassenheit statt Panik

Statt Panik helfen einfache Regeln im Alltag: Getränke abdecken, Speisen draußen nicht unbeaufsichtigt stehen lassen und auf hektische Bewegungen verzichten. Auch kleine Tricks wie eine Ablenkfütterung in einiger Entfernung vom Esstisch – etwa mit aufgeschnittenen Trauben – können den Hausfrieden sichern. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, rüstet Balkon und Fenster mit feinmaschigen Gittern aus.

Selbst ein Stich ist für die meisten Menschen harmlos. Kühle Umschläge oder ein Zwiebelschnitt lindern schnell die Schwellung. Ernst wird es nur für Allergiker – sie sollten im Sommer stets ihre Notfallmedikamente griffbereit haben.


Ein wesentlicher Punkt bleibt jedoch oft unbeachtet: 

Nester sind keine Dauerbaustellen. Spätestens im Herbst sterben Völker ab, die leeren Behausungen können dann bedenkenlos verschlossen werden. Wer also den Sommer mit etwas Gelassenheit übersteht, löst das Problem meist von selbst – ganz ohne Chemie oder gefährliche Eingriffe.


Vielleicht ist es an der Zeit, die Perspektive zu wechseln: 

Wespen und Hornissen sind keine lästigen Eindringlinge, sondern unverzichtbare Partner in unserem Ökosystem. Wer ihnen mit Respekt begegnet, entdeckt schnell, dass hinter dem Summen mehr steckt als die Angst vor einem Stich – nämlich eine faszinierende und nützliche Tierwelt, die unsere Natur im Gleichgewicht hält.