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Ob kalt oder warm, die Vögel ziehen vorausschauend gen Süden
Eigentlich könnten sich die Zugvögel noch Zeit lassen. Der sonst um diese Zeit übliche Nacht- oder Bodenfrost bleibt größtenteils aus. Auch Schnee und Kälte machen bei der Nahrungssuche noch keine Probleme.Im Norden und Osten Europas gab es vor einiger Zeit einen Kälteeinbruch. Dort fiel Schnee bis weit in den Süden, selbst der größte Teil der westlichen Ukraine befand sich unter einer Schneedecke. Doch vorübergehend wurde es bis zum Polarkreis milder, Kälte von teils unter minus 20 Grad wurde durch Tauwetter unterbrochen. Nun wagt der Winter einen neuen, aber eher zaghaften Versuch. Am Samstagmorgen wurden in Lappland Temperaturen um minus 15 Grad gemessen. Tagsüber herrschte im nördlichen Schweden sowie in weiten Gebieten Finnlands Dauerfrost. Doch erneut macht sich milde Luft auf den Weg nach Nordosten, Tief Pia lässt den neuerlichen Schnee bis nach Lappland und in die nördlichen Regionen Russland tauen. So richtig festsetzen kann sich Väterchen Frost auch bis zum nächsten Wochenende also nicht. Nur im Norden Russlands bleibt es kalt, aber Temperaturen wie sie zum November gehören, gibt es erst jenseits vom Ural.
Trotzdem ziehen die Zugvögel weg. Ihre innere Uhr warnt sie vor dem Winter und seinen Gefahren. Zwar erfrieren Vögel aufgrund ihres Federkleids kaum, jedoch fehlende oder nicht auffindbare Nahrung unter dem Schnee kann sie zum Hungertod führen. So kann man derzeit bei uns in Mitteleuropa viele durchziehende Vogelschwärme sehen. Hunderttausende Ringeltauben und Stare, riesige Ketten von Kranichen, Gänsen und Kormoranen ziehen durch. Auch die nun selten werdende Kiebitze gibt es zu sehen. Sie alle wandern ins südliche Europa und zum nördlichen Afrika. Es sind also eher Nah- als Fernzieher. Während sich Schwalben und Kuckucke im 30 Grad heißen Afrika vom Zug erholen, machen es sich die Nahzieher am Mittelmeer mit derzeitigen 15 bis 28 Grad gemütlich. Und wenn es so läuft wie im letzten Jahr, wo es bei uns kaum winterliche Temperaturen geschweige denn Schnee gab, bräuchten die Vögel auch nicht von Mitteleuropa weg zu ziehen. Doch Vorsicht ist auch hier die Mutter der Porzelankiste, denn wer weiß, ob nicht doch in ein paar Wochen die Landschaft unter Schnee verborgen liegt.
Prognosen des amerikanischen Wetterdienstes zufolge soll der Winter auch in dieser Saison 1 bis 3 Grad zu mild verlaufen.