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Michaela macht uns nass
Tief Michaela hat seit den Abendstunden des Montags die Wetterregie in unserem Land übernommen und lädt seitdem ungewöhnlich hohe Regenmengen ab. Woher ist Michaela überhaupt gekommen und warum regnet es derart anhaltend und stark?Wetter.net geht dieser Frage nach. Rasch finden sich Parallelen zum Vorjahr. Ähnliche Wetterlagen wie diese hatten sich im Mai 2013 mehrfach eingestellt und gipfelten Anfang Juni in katastrophalen Überschwemmungen an Donau und Elbe sowie deren Nebenflüssen.
Doch so weit kommt es im Juli 2014 nicht, ist es doch seit langer Zeit die erste und vorerst einzige Dauerregenlage ihrer Art. Für die Entstehung spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Der erste Zutat für diese prekäre Witterung wird durch die enormen Temperaturgegensätze zwischen sehr warmer und teils feuchter Luft im Osten und Norden sowie kühle Meeresluft im Westen und Südwesten geliefert. Diese Gegensätze sorgten in der zweiten Tageshälfte des Sonntags im Westen und Südwesten des Landes für teils heftige Gewitter und Regenfälle mit Abkühlung im Übergangsbereich von kühler Luft weiter westlich und sehr warmer Luft bei uns.
Gleichzeitig steuerte jedoch in höheren Luftschichten kältere Luft von Nordwesten und Norden kommend unser Land an, verlor ihre Verbindung zum Herkunftsgebiet und begann am Montagabend damit, ein Eigenleben zu führen. Damit wären wir bei Zutat zwei. Dieser so genannte Kaltlufttropfen hat es in sich, er ist gleichbedeutend mit einem Höhentief. Die vergleichsweise kalte Luft ist schwer und will nach unten stürzen. Damit muss die warme und feuchte Luft in Bodennähe weiter östlich und nördlich rasant aufsteigen. An der östlichen Begrenzung des Kaltluftgebietes, im Allgemeinen also an seiner Vorderseite im Hinblick auf die unsichere Bewegungsrichtung, entsteht nun durch starke Hebung der sehr warmen Luft am Boden auch am Boden ein ausgeprägtes Tief, Zutat drei.
Dieses Bodentief trennt kühle und sehr warme Luft in Bodennähe voneinander und ermöglicht große Temperaturunterschiede auf engem Raum. Luft und entstehende Regengebiete rotieren nun wie im Kreisverkehr gegen den Uhrzeigersinn um das Tief, das Michaela getauft wurde und sich zum heutigen Mittwoch von Tschechien in das nordöstliche Mitteleuropa ausdehnt.
Die ursprüngliche Faustregel, dass warme Luft aus Süden und kalte Luft aus Norden kommt, wird bei dieser speziellen Wetterlage auf den Kopf gestellt. Inzwischen drängt die kühle Luft über dem südlichen Mitteleuropa nach Nordosten und Norden, während umgekehrt die warme Luft im Osten und Norden des Tiefs über dem Norden unseres Landes nunmehr nach Südwesten vorankommt. Dabei muss diese warme und feuchte Luft an der im Sinne der Bewegungsrichtung vorgelagerten kühlen Luft aufsteigen, Wolken bilden und lange anhaltend ausregnen. Auf der in Bodennähe kalten Seite überwiegen ergiebige Dauerregenfälle, auf der warmen Seite im Norden und Osten örtliche, teils heftige Regengüsse und Gewitter.
Tief Michaela überschreitet aber am Mittwoch den Zenit und wird ab Donnerstag merklich schwächer. Gleichzeitig wandert das Tiefzentrum nach Südosten. Damit werden die Dauerregengebiete schwächer und deutlich kleiner, die Lage bei uns normalisiert sich wieder.