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Immer noch Vermisste in der Schlammlawine von Oso

Am letzten Wochenende ging im Westen der USA eine verheerende Schlammlawine nieder. Immer noch werden Menschen vermisst. Heftige Regenfälle waren eine der Ursachen der Katastrophe.Während der Osten der USA einen strengen Winter verzeichnete, waren die Pazifikstaaten, vor allem Kalifornien von extrem milden Winter betroffen. An der Grenze zwischen der kalten und der milden Luftmasse bilden sich, den physikalischen Gesetzen der Atmosphäre zufolge, Wolken und dementsprechend auch Regen oder Schnee. So gab es im Bundesstaat Washington an der Pazifikküste extreme Regenmengen. Im von der Schlammlawine betroffenen Ort Oso gingen innerhalb von 30 Tagen 350 Liter Regen auf den Quadratmeter nieder. Innerhalb der letzten 3 Monate waren es knappe 1000 mm, die auf die Erde niederprasselten. Dies sind Jahrhundertereignisse, die von der Natur nicht so einfach verkraftet werden können. Die Gegend um Oso ist bewaldet, doch wie man unter Jeff Masters' Wunderblog sehen kann, ist ein großer Teil des Waldes oberhalb von Oso gerodet worden.
Genau dort, wo auch noch ein Teil des Bodens unbewachsen war, wurde der Erdrutsch ausgelöst und tötete mindestens 24 Menschen.
http://www.wunderground.com/blog/JeffMasters/comment.html?entrynum=2652
Nun stellt sich dem nachdenklichen Naturwissenschaftler die Frage, ob es auch bei uns in Mitteleuropa solche Ereignisse geben könnte. Zwar werden bei uns nur selten Regenmengen von mehr als 300 mm innerhalb kurzer Zeit erreicht (Zwei Jahrhundertereignisse innerhalb von 11 Jahren, die das Elbehochwasser verursachten), doch wegzudenken sind diese Mengen nicht. So reichten im Mai 1977 schon etwas mehr als 100 Liter auf den Quadratmeter aus, auch in den Löß-Lehmgebieten Südwestdeutschlands markante Rutschungen auszulösen. Glücklicherweise gibt es in Mitteleuropa nicht all zu viele Gebiete, die davon betroffen sind. Aber in Italien, wo mehr als ein Drittel des Landes auf zu Rutschungen neigendem Boden liegt, kommen im Mittel jährlich mehrere Dutzend Menschen dadurch ums Leben.
In den Alpen versucht man durch Bannwälder Erdrutsche und Lawinen zu verhindern oder abzuschwächen. Doch im Mittelgebirgsbereich gibt es kaum Bannwälder, also bleibt zu hoffen, das Land- und Forstwirte vernünftig und vorausschauend mit der Umwelt umgehen und nicht all zu großen Flächen mit Monokulturen wie Mais oder weit ausgedehnte Rodungen an Hangflächen erzeugen.
Innerhalb der nächsten Woche bleiben größere Regenmengen bei uns aus und somit geht die Wahrscheinlichkeit für Schlammlawinen in Mitteleuropa gegen Null.