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Hinter den Kulissen der Wettermodelle – Was hält die Zukunft bereit?

Was für Möglichkeiten im Bereich der Wettervorhersage gibt es in den kommenden Jahren? Was ist der aktuelle Stand der Dinge? Wir haben mit einem Experten gesprochen!

Wir von wetter.net haben mit Klaus Knüpffer, Diplom-Meteorologe und Geschäftsführer von Meteo Service weather research GmbH, gesprochen und die neuesten Kenntnisse im Bereich der Wettermodellierung erfragt. Gleichzeitig wagen wir einen Blick in die Zukunft: Was für Möglichkeiten im Bereich der Wettervorhersage gibt es in den kommenden Jahren?

Meteo Service weather research GmbH ist ein Software-Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Software-Systemen zur Vorhersage von Messdaten spezialisiert hat. Diese Systeme werden bereits in vielen Bereichen erfolgreich eingesetzt: Neben der Meteorologie zum Beispiel in der Luftfahrt, der Umwelttechnik oder der Energiewirtschaft.

Knüpffer entwickelte eine Software, welche die Computerprognosen mit langjährigen Wetterdaten vergleicht. Sagt der Rechner für einen Ort beispielweise stets zu niedrige Temperaturen voraus, werden die Vorhersagen damit korrigiert. "Model Output Statistics", kurz MOS, heißt die Technik. Diese wird auch vom Deutschen Wetterdienst verwendet.

Klaus Knüpffer wurde von Corinna Borau und Dominik Jung von wetter.net interviewt:

1. Über welchen Zeitraum halten Sie Wettervorhersagen für sinnvoll?

In bestimmten Jahreszeiten bei bestimmten Wetterlagen kann man bis auf 15 Tage gehen. Alles, was über einen Monat hinausgeht, hält keiner serösen Verifikation stand. Ich warte immer noch auf den Beweis des Gegenteils.

2. Was ist die Zukunft der Prognosen? Hinsichtlich von Langfristmodellen und Klimatrends?

Wir fangen mit dem an, was wir wissen: In den letzten 50 Jahren ist die Prognoseleistung der Meteorologen alle 10 Jahre um einen Tag weiter gewachsen: Heute ist eine 7-Tage-Vorhersage so gut wie ein 2-Tage-Vorhersage in den 60er Jahren. Ich denke, dieser Trend ist ungebrochen. Mit dem Trend kommen wir aber auch nicht viel weiter als besagte 15 Tage. Auch in 50 oder 100 Jahren wird es nur bei bestimmten großräumigen Witterungskonstellationen möglich sein, für den 20. Folgetag eine insgesamt positive Vorhersageleistung zu erzielen. Ich bin ziemlich sicher, dass bezüglich der Möglichkeiten, das Klima der nächsten 50 bis 100 Jahre vorherzusagen, teilweise maßlos übertrieben wird.


3. Wann stößt die Modellierung aktuell an ihre Grenzen?

Ich kann mich fast nur wiederholen. Zum Leidwesen vieler Leute, die an die frische Luft wollen, sind April und Mai die Monate mit der schlechtesten Vorhersagbarkeit. Wenn es der hohe Sonnenstand mit den überall noch vorhandenen Kaltluftmassen und dem kalten Wasser zu tun kriegt, ist die Vorhersagbarkeit selten größer als 10 Tage. Im Winter wenn es hier fast nur Dynamik gibt und sich großräumige Entwicklungen anbahnen, sind wie gesagt bis zu 15 Tage möglich.

4. Was für Möglichkeiten gibt es in der Modellierung, um zum Beispiel die Vorhersage für kleinräumige Wetterereignisse (Unwetter/Gewitter) zu verbessern? Und wie ist diesbezüglich der Stand der Dinge?

Naja die Hoffnungen sind oft größer, als das, was die Realität hergibt. Ich denke, man wird auch in 100 Jahren an einem gewitterträchtigen Tag morgens früh nicht wissen, wann und wo sich diese Gewitter entwickeln. Ich nehme gerne den Vergleich mit dem Wald, wo man weiß, da wachsen Pilze: Es lohnt sich schon da hin zu gehen, aber wo die Pilze genau hochschießen, wissen wir vorher auch nicht.

5. Wie beurteilen sie die Vorhersagegüte von stündlichen Prognosen?

Hier sehe ich großes Verbesserungspotential, da ist noch viel Luft. Wichtig dabei ist, die Informationen gut zusammenzutragen (Synoptik) und die immer besser werdenden Möglichkeiten hinsichtlich Radarmeteorologie und Satellitenmeteorologie zu nutzen.

6. Wie wird der kommende Winter?

Ich halte mich da komplett raus.