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Gartengenuss im Winterhalbjahr: Das ist selbst bei schlechtesten Wetterbedingungen möglich

Gärtner folgen in der Regel ihrem eigenen Jahreskalender. Dieser orientiert sich in erster Linie am Wetter. Oder besser: an den jahreszeitlich bedingten Witterungsverhältnissen. Ob Rasen mähen, Sträucher zurückschneiden, Laub harken, neue Samen einpflanzen oder Gemüsebeete ernten - für die Mehrzahl der Garten-Freunde ist der März der Auftakt zur Saison, während meistens Anfang November der Schlussakkord angesagt ist. Danach wird es draußen ungemütlich und kalt.

Selbst die ambitioniertesten Hobbygärtner lassen jetzt den Garten und die Gartenarbeit ruhen. Frische Kräuter und frisches Gemüse gibt es ja schließlich direkt um die Ecke im Supermarkt. Obwohl, so ganz frisch ist das dann doch nicht. Gemüse, Kräuter oder auch Früchte aus dem Supermarktregal haben meistens schon mehrere Hundert bis Tausend Kilometer Reisestrapazen hinter sich. Viele der angebotenen Sorten stammen zum Beispiel aus Südafrika, Israel oder Spanien.

Darum lohnt sich das Wintergärtnern: Frische auch zur kalten Jahreszeit

Es geht aber auch anders. Denn es ist durchaus möglich, Gemüseanbau auch im Winter zu betreiben bzw. frisches Gemüse zu ernten. Denn zum Beispiel Salate überstehen je nach Sorte nahezu problemlos Minusgrade.

Neben Salaten und verschiedenen Kohlarten präsentieren sich dabei beispielsweise Bundkarotten mit Grün oder Radieschen als wintertauglich und frisch. Zu Weihnachten geerntet, bringen sie Frische in das Festessen. Gleiches gilt beispielsweise auch für Mangold. Insgesamt soll es rund 75 Gemüse- und Kräuterarten geben, die sich für das Wintergärtnern eignen. Allerdings müssen Gartenbesitzer schon frühzeitig mit den Vorbereitungen beginnen. Dabei geht es nicht nur um das Ernten, sondern auch um das richtige Aussäen und die passenden Schutzmaßnahmen gegen kaltes Wetter.

Die besten Tipps für das Wintergärtnern

  • Salate, Kohl und Mangold sollten bestenfalls noch im Sommer, spätestens aber im frühen Herbst gesetzt werden. Das verschafft ihnen genügend Zeit, um Blattmasse aufzubauen. Denn im Winter wachsen die Pflanzen nicht oder jedenfalls kaum. Dafür ist es zu kalt. Außerdem mangelt es in den so bezeichneten dunklen Monaten an Licht.
  • Im Dezember oder Januar ausgesäte Radieschen können bereits im März geerntet werden.
  • Rosenkohl, Zwiebelgewächse, Grünkohl und Küchenkräuter zählen zu den Ernteklassikern im Winter. Hilfsmittel wie Folientunnel stellen hier einen wirksamen Schutz gegen die Kälte dar, sodass diese Arten auch noch im November und Dezember prächtig gedeihen.
  • Wer im Winter Rettich, Kohlrabi, Wirsing, Radiccio oder Rot- und Weißkohl im heimischen Garten ernten möchte, sollte diese Gemüsesorten bereits im Juni aussäen.
  • Die Rahmenbedingungen für den Gemüseanbau ändern sich durch das Wetter in den Wintermonaten. Feuchtigkeit, niedrige Temperaturen und weniger Licht- bzw. Sonnenstunden setzen den Pflanzen zu. Daher sollten im Winter immer besondere Schutzmaßnahmen für Gemüsepflanzen zum Einsatz kommen. Empfehlenswert sind beispielsweise Mulch- oder Strohschichten, Folien, Frühbeetaufsätze und windgeschützte Positionen.
  • Gemüsebeete und Topfkulturen, die möglichst nah an Hauswänden platziert werden, sind gut gegen Wind geschützt. Außerdem heizen sich die Wände über den Tag auf. Von der Wärme partizipiert dann auch das nahe Gemüse.
  • Ein Hochbeet mit Frühbeetaufsatz verlängert häufig die Gartensaison für Schnittknoblauch, Kohlrabi, Brokkoli oder auch Blumenkohl.

Zur Orientierung - so verhalten sich Gemüse, Salate und Kräuter bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen:

  • 1.Gemüse, Salate und Kräuter mit frosthartem Charakter:
    • Feldsalate
    • Rucola
    • Postelein / Winterportulak
    • Pflücksalate
    • Endivie
    • Petersilie
    • Rettich
    • Mangold
    • Grünkohl
    • Pastinake
    • Porree
    • Rosenkohl

Diese Sorten sind auch in den Wintermonaten geeignet für die Freiland- und Balkon-Aufzucht sowie für das Ernten. Die Erntezeit reicht je nach Sorte teilweise vom ersten Frost bis zum Winterende.

  • 2.Gemüse, Salate und Kräuter mit frosttolerantem Charakter:
    • Brokkoli
    • Schnittknoblauch
    • Winterkresse
    • Blumenkohl

Im Winter können diese Sorten auf dem Balkon ziehen. Wer es problemloser mag, greift auf das Gewächshaus oder Hochbeet zurück. Für den winterlichen Garten (Freiland) reicht die Frosttoleranz allerdings meistens nicht.

  • 3.Gemüse, Salate und Kräuter mit frostempfindlichem Charakter:
    • Paprika
    • Gurken
    • Tomatenpflanzen
    • Basilikum
    • Kürbis
    • Aubergine

Sorten dieser Art sind als Wintergemüse ungeeignet. Sie sind stark abhängig von guten Wetterverhältnissen. Wer auch im Winter nicht auf frische Leckereien dieser Art verzichten möchte, kann zum Beispiel Tomaten und Gurken ganz einfach in den eigenen vier Wänden ziehen lassen.

Der Indoor-Garten als nutzbringende Alternative zu Freiland-Gärten

Alternativ können Garten-Freunde aber auch einen Indoor-Garten anlegen. Das beschert ihnen die Möglichkeiten, Pflanzen und Gemüse völlig unabhängig vom Wetter im Haus oder in der Wohnung zu züchten. Die Optionen sind dabei ebenso vielfältig, wie auch die Pflanzen und Gemüsesorten, die in einem Indoor-Garten gedeihen. Schon die Fensterbank lässt sich in diesem Fall als Mini-Garten nutzen. Wer es größer dimensionieren mag, entscheidet sich zum Beispiel für ein Zimmergewächshaus. Im Trend liegt aktuell vor allem der Smart Garden.

Smart Garden auf Hydroponik-Basis: modern, trendig und ergiebig

Hierbei handelt es sich um ein Indoor-Gartensystem, das die Pflanzen und angelegten Gemüsebeete selbstständig mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Das Wetter beziehungsweise die Sonneneinstrahlung wird durch LED-Beleuchtung simuliert. Basis hierfür bildet die so bezeichnete Hydroponik. Dies ist ein System, bei dem die Pflanzen direkt im Wasser wurzeln und nicht wie üblicherweise in der Erde. Ein Smart Garden weist dabei zwei entscheidende Vorteile auf:

  1. Hobbygärtnern nimmt diese Konstellation zum einen jede Menge Arbeit ab, da sie ihren Smart Garden lediglich mit Wasser sowie mit Strom für die Beleuchtung versorgen müssen. Die gewonnene Zeit können Gärtner und Gärtnerinnen dann nutzen, um zum Beispiel den Garten hinter dem Haus oder den eigenen Schrebergarten winterfest zu machen oder auf den Frühling vorzubereiten.
  2. Zum anderen ist das auf der Hydroponik basierende System völlig unabhängig vom Wetter und den jeweiligen Witterungsverhältnissen. Das bedeutet: Wer sich einen Smart Garden anlegt, kann sein selbst angebautes Grün das ganze Jahr über genießen. Jahreszeit und Wetter haben darauf keinerlei Einfluss.

Auch ein klassisches Zimmergewächshaus erweist sich als lohnend

Allerdings kann sich nicht jeder ambitionierte Hobbygärtner mit einem solchen Smart Garden anfreunden. Dafür ist die technische Komponente einfach viel zu ausgeprägt. Denn das typische Werkeln im Garten und Pflegen von Pflanzen oder Beeten spielt bei einem Smart Garden nur noch eine untergeordnete Rolle. Stattdessen sorgt das System eigenständig für bestimmte Automatismen.

In diesem Fall weicht man einfach auf ein Zimmergewächshaus aus. Dies sollte immer an besonders hellen Stellen in der Wohnung platziert werden. Für kleinere Gewächshäuser stellt zum Beispiel die Fensterbank einen guten Stellplatz dar.

So lässt sich ein Treibhauseffekt in Zimmergewächshäusern erzielen

Gewächshäuser dieser Art bestehen meistens aus einem Behälter, der mit einem lichtdurchlässigen Deckel verschlossen wird. Dadurch kommt es zu einem Treibhauseffekt: Die Sonnenstrahlen erwärmen den Boden. Der Deckel sorgt jetzt dafür, dass diese Energie in dem Behälter verbleibt und die Luft erwärmt. Der Behälter sollte dabei unbedingt Löcher haben, ansonsten könnten die Pflanzen aufgrund der Wärmeentwicklung eingehen. Temperatur und Luftfeuchtigkeit können dabei kontinuierlich via Hygrometer und Thermometer überprüft werden.

Eine Vielzahl an Kräutern und Gemüsesorten gedeihen hervorragend im Indoor-Garten

Bewährt hat sich auch die Auf- bzw. Anzucht so bezeichneter Microgreens. Darunter versteht man junge Kräuter- und Gemüsekeimlinge. Diese Art von Keimlingen werden dank ihres hohen Anteils an Vitalstoffen, Vitaminen, Kalzium und Spurenelementen rund um Zink sowie Eisen auch als Superfood bezeichnet. Neben Kräutern um Microgreens können Hobbygärtner in ihrem Indoor-Garten zudem verschiedene Gemüsesorten anbauen.

Zwiebeln, Tomaten, Pilze, Knoblauch, Chilis und viele Sorten mehr lassen sich problemlos anpflanzen. Auch beim Salat müssen kaum einmal Kompromisse eingegangen werden. Kultivierte Sorten wie Kopfsalat, Endivien, Eisbergsalat oder Römersalat stellen hier eine gute Wahl dar. Wer sich einen Indoor-Garten anlegt, muss also auch nicht im Winter auf frische Kräuter und frisches Gemüse verzichten.

Weitere Möglichkeiten für das Anpflanzen in Indoor-Gärten

Zur Anzucht von Tomaten eignen sich nach oben offene Behältnisse mit einem Fassungsvermögen von mindestens zehn Litern. Mehrere in die Erde gesteckte und oben zusammen gebundene Kabelbinder geben den Tomatenpflanzen dabei den richtigen Halt. Tomaten benötigen zwar natürliches Licht, mögen aber keinen direkten Regen. Direkt am Fenster oder der Terrassentür platziert, fühlen sich Tomaten drinnen wohl. Das spiegelt sich dann auch in einem vollmundigen Geschmack wider.

Auch Zucchini und Gurken lassen sich wie Tomaten in großen Kübeln und ähnlichen Varianten problemlos auf der Fensterbank aufziehen. Aufgrund des eher breit angelegten Wachstums benötigen diese Sorten allerdings mehr Fläche.

Rankgemüse wie Bohnen und Erbsen können Hobbygärtner in einem Blumenkasten ziehen lassen. Der Kasten sollte dabei immer direkt an einer Glastür oder einem Fenster positioniert werden. So wird Sonnenwetter optimal genutzt. Vertikal gespannte Fäden oder lange Holzstäbe dienen als Rankhilfe.

Lauchgewächse, Zwiebeln und Radieschen gedeihen sehr gut auf der Fensterbank. Sie werden vom Wetter verschont, schnappen sich aber eine große Portion natürliches Licht und Sonnenstrahlen. Radieschen und Co. werden bestenfalls in Blumenkübeln oder ähnlichen Behältnissen gesät.

Ingwer kann ebenfalls im eigenen Indoor-Garten gezüchtet werden. Bei richtiger Pflege vermehren sich die Super-Knollen auch im Innenbereich. Bis zur ersten Ernte dauert es allerdings. Hier ist Geduld gefragt.