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20 Tote in Italien – bis Mittwoch weitere Unwetter

Italien steht weiterhin im Brennpunkt. Der westliche Mittelmeerraum und Südalpenraum sind schon seit Tagen Unwettern ausgesetzt, die nicht abreißen wollen. Auf Sardinien wurde eine deutsche Urlauberin vom Blitz erschlagen. Mindestens 20 Tote sind zu beklagen.

Die Wetterküche gibt über dem westlichen Mittelmeerraum und Südalpenraum einfach keine Ruhe. In immer neuen Wellen kringeln sich kräftige Tiefdruckgebiete mit Unwettern durch heftige Gewitter, Stürme sowie Wolkenbrüche ein und werden von Südwesten oder Süden gegen die Süd- und Westküsten sowohl der Inseln als auch des italienischen Festlands und gegen die Südalpen gedrückt.

Unterdessen steigt die Zahl der Unwetteropfer weiter. Auf Sardinien wurde eine Frau aus Deutschland vom Blitz erschlagen. Auch umstürzende Bäume und Erdrutsche forderten weitere Todesopfer. Mittlerweile ist die Zahl der Toten auf mindestens 20 gestiegen, weitere Opfer sind in den nächsten Tagen zu befürchten, zumal die Böden durchweicht, die Hänge instabil sind und die Flüsse in vielen Regionen ohnehin schon Hochwasser führen.

Aktuell befindet sich der Westen und Südwesten Siziliens im Fadenkreuz weiterer Unwetter, dort waren am Freitag bereits im Westen Infrastruktur und Häuser zerstört worden, als binnen weniger Stunden 60 Liter Regen pro Quadratmeter fielen und aus den Bergen Sturzfluten in Richtung Westküste entstanden. Die Bewohner wurden aufgefordert in ihren Häusern zu bleiben und in die oberen Stockwerke auszuweichen.

Am Wochenende stehen Sizilien, Malta, Sardinien und Korsika sowie das südwestitalienische Kalabrien im Fokus weiterer Unwetter, in der zweiten Tageshälfte des Sonntags und am Montag dann auch wieder die Gebiete im Norden und die italienische Südalpenregion.

Neue Unwetter formieren sich in der zweiten Tageshälfte des Montags weiter westlich über dem Nordosten Spaniens und den Balearen, sie wandern bis Mittwoch in den Südosten Frankreichs und in den Nordwesten Italiens, nach Ligurien, das Piemont, die Lombardei und das Aostatal.

Ein Ende der für Italien äußerst kritischen Wetterlage zeichnet sich erst für die zweite Hälfte der kommenden Woche ab, betont das Team von wetter.net. Bis dahin drohen in einigen Regionen 10-Tages-Summen an Regen von 250 bis 550 Litern pro Quadratmeter. Das ist teilweise die Hälfte der Regenmenge, die sonst üblicherweise auf das gesamte Jahr verteilt fällt.

Die Unwettertiefs über dem Mittelmeer sind auf die um diese Jahreszeit besonders krassen Gegensätze zwischen kalter und warmer Luft zurückzuführen, wobei letztere durch die noch immer verhältnismäßig warme Wasseroberfläche des Mittelmeers energetisch weiter aufgeladen werden. Dabei stößt immer wieder kalte Luft über Westeuropa südwärts vor. Sie ist besonders in höheren Luftschichten frühwinterlich kalt, trennt sich über der Iberischen Halbinsel oder dem westlichen Mittelmeerraum von ihrem Ursprungsgebiet im hohen Norden ab und beginnt damit ein Eigenleben als sogenanntes Höhentief.

Das wiederum löst fallenden Luftdruck in Bodennähe aus. An der Ostflanke des Tiefs wird hingegen aus Nordafrika sehr warme Luft nach Norden in Bewegung gesetzt, die über dem Mittelmeer jede Menge Feuchtigkeit aufnimmt, dann aber wegen der vergleichsweise schweren, kalten Luft in höheren Luftschichten mit großer Geschwindigkeit und Intensität nach oben aufsteigen, riesige Wolkenberge aus Wasserdampf bilden und dann ihre Schleusen öffnen muss. Das Ergebnis sind Unwetter durch Gewitter, Sturm und enorme Regenmassen innerhalb kurzer Zeit.